OGS-Pläne: Stadt kauft Hotel Zur Eule
Ab 2026 gilt ein Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung für Grundschulkinder. Um diesem gerecht zu werden, soll in Neuenrade die Burgschule erweitert werden. Da dieses Bauvorhaben nicht kurzfristig realisiert werden kann, muss eine Übergangslösung her: Ab dem Schuljahr 2024/25 wird nun mit dem ehemaligen Hotel Zur Eule für die Offene Ganztagsschule (OGS) geplant.
Unstimmigkeiten bei den Planungen, eine Explosion der geschätzten Baukosten auf 10 Millionen Euro bei unklarer Finanzierung – viele Hürden gilt es noch zu nehmen, bis die Burgschule tatsächlich erweitert wird. Klar ist, bis 2026 wird dieses Vorhaben nicht abgeschlossen sein. Schon jetzt wird es in der OGS, auch am Standort Altenaffeln, eng. Der Raumdruck steigt. In der OGS werden derzeit 80 Kinder betreut, 95 Mädchen und Jungen nutzen in Neuenrade die Betreuung bis 13 Uhr. In Altenaffeln sind 63 Kinder in der Betreuung. Für alle Bereiche gibt es Wartelisten.
Lange hat die Stadtverwaltung als Schulträger offen nach Alternativen gesucht, hat sich Grundstücke angesehen, Gespräche mit Hauseigentümern geführt, über Containerlösungen nachgedacht und vieles mehr. Inzwischen hat sie eine aus mehreren Bausteinen bestehende Lösung herausgearbeitet, für die der Rat der Stadt Neuenrade in seiner Sitzung am 20. Juni im nichtöffentlichen Teil mehrheitlich grünes Licht gegeben hat – nichtöffentlich, weil es um ein Immobiliengeschäft ging. Die Stadt hat nun das ehemalige Hotel Zur Eule, Eulengasse 9, gekauft, um dort ab Sommer 2024 vorübergehend das Bildungs- und Erziehungsangebot der OGS erweitern zu können. Hausaufgabenbetreuung, Kleingruppenaktivitäten, Projektangebote – das alles gibt es dann auch an diesem Standort. Ein Vorteil liegt klar auf der Hand: Mit seiner Nähe zur Schule ist das Gebäude fußläufig erreichbar und kann problemlos in das bestehende OGS-Konzept integriert werden. In der für die Betreuung ungeeigneten oberen Etage des Gebäudes, die über einen separaten Eingang verfügt, wird eine Wohnung entstehen, in der temporär ankommende Mütter mit Kindern oder Familien untergebracht werden könnten.
Auch eine Pacht war in Betracht gezogen worden, diese hätte aber den Kaufpreis auf längere Zeit deutlich überstiegen. Eine Lösung mit gebrauchten Containern, die Erschließung und Fundamente erfordern, war bei der Prüfung wegen der Kosten ebenfalls durchgefallen.
Das Hotelgebäude war vorab vom städtischen Bauamt begutachtet worden. Hier wird ein Umbau erforderlich sein, damit die Räume für die OGS zu nutzen sind. Zum Beispiel müssen die Toiletten und Küche erneuert werden, die Fußböden gemacht und der Brandschutz angepasst werden. Auch ein zusätzlicher Fluchtweg wird geschaffen. Die Kosten für den Umbau werden mit rund 223.000 Euro beziffert. Auch für den Standort Altenaffeln wird an kurzfristigen Lösungen für die räumlichen Herausforderungen gearbeitet.
Außerdem werden die Verwaltungstätigkeiten der drei Betreuungsvereine in das Schulverwaltungsamt der Stadt geholt. Die Verantwortung und Belastung der ehrenamtlichen Vereinsvorstände ist aktuell enorm, die Arbeit für sie kaum noch zu stemmen. Mittlerweile wirtschaften sie mit sechsstelligen Summen. Konkret geht es um den für die OGS-Betreuung zuständigen Verein zur Betreuung von Kindern der Neuenrader Schulen e.V. und um die beiden Anbieter der „Betreuung von acht bis eins“, den Förderverein Gemeinschaftsgrundschule Burgschule Neuenrade e.V. und den Förderverein der Grundschule Altenaffeln e.V. Die Mitarbeiter werden von der Stadtverwaltung übernommen.
Die Pläne hat die Stadtverwaltung in den vergangenen Tagen und Wochen mit den Mitarbeitern in der Betreuung und den Verantwortlichen der Vereine abgesprochen. Die Resonanz, so Bürgermeister Antonius Wiesemann, ist positiv. „Die Vereine sind froh, dass es vorangeht. Sie brauchen diese Perspektive.“
Was die Begleitung dieses Umgestaltungsprozesses und die pädagogische Leitung betrifft – auch dafür hat die Stadt einen Plan. Mit den Erziehungswissenschaftlern Daniel Schwebe und Vanessa Rohrmann hat sie bereits Fachpersonal in ihren Reihen, das die pädagogische Leitung mit insgesamt 20 Wochenstunden übernimmt. Im Jugendzentrum soll dann eine halbe Stelle neu besetzt werden. Der Bürgermeister betont, dass mit diesen Planungen der Schulbau nicht zurückgestellt ist. Die Burgschulerweiterung wird weiterverfolgt. Ebenso weist er darauf hin: „Wir können nicht versprechen, dass wir im Zuge der Bauarbeiten zur Burgschulerweiterung ganz ohne Container auskommen werden.“