MVZ: Eine Antwort auf den Arztpraxenschwund

Veröffentlicht am: 15.11.2023
Bürgermeister Antonius Wiesemann und der ärztliche Leiter Milan Stojanovic informierten Mitglieder des SIHK-Regionalbeirates MK Süd in Neuenrade über Aufbau, Betrieb und Erfahrungen mit dem dortigen Medizinischen Versorgungszentrum.

Der SIHK-Regionalbeirat MK Süd hat sich in seiner jüngsten Sitzung über das von der Stadt Neuenrade in der Form einer Anstalt des öffentlichen Rechts (AöR) vor einigen Jahren gegründete Medizinische Versorgungszentrum (MVZ) informiert.

Unter der Leitung von SIHK-Vizepräsidentin Dr. Sarah Schniewindt trafen sich die Unternehmerinnen und Unternehmer im Rathaus, wo Bürgermeister Antonius Wiesemann und der ärztliche Leiter des MVZ Milan Stojanovic über Auslöser und den Weg hin zu der Neuenrader Lösung vortrugen. Deutschlandweit besteht in immer mehr eher kleinen Kommunen das Problem, dass sich Nachwuchsmediziner für Hausarzt- und Facharztpraxen kaum finden. Erschwerend kam in Neuenrade hinzu, dass z. B. 2020 alle in der Stadt niedergelassenen Hausärzte über 60 oder 70 Jahre alt waren. Junge Ärztinnen und Ärzte zieht es auch eher in die Großstädte. Nicht wenige scheuen zusätzlich das finanzielle Risiko einer Übernahme oder wollen eher nur in Teilzeit arbeiten. Insbesondere an den letzten beiden Punkten setzt das Neuenrader MVZ an. Alle dort Tätigen sind Angestellte des MVZ, das neben der Entlastung der Ärzte von den verwaltungstechnischen Aufgaben insbesondere auch Teilzeitarbeitslösungen anbietet.

In der intensiven Diskussion der Teilnehmenden mit Bürgermeister und dem ärztlichen Leiter wurde deutlich, dass der Weg vom ersten Gedanken im Jahr 2015 bis hin zur Gründung 2020 nicht ganz einfach war. Außerdem verändert die neue Organisationsform nichts an den grundsätzlichen Herausforderungen im Deutschen Gesundheitssystem, in dem andere Gesetzmäßigkeiten gelten, als man es aus betriebswirtschaftlicher Sicht erwarten würde. Stojanovic zeigte auch auf, dass die Entwicklung im Hausarztbereich auch begünstigt durch die Digitalisierung weiter in Richtung der Delegation von Aufgaben auf akademisierte Helfende gehen werde. Abschließend erfolge eine ärztliche Visite, gegebenenfalls auch telemedizinisch. Alle Anwesenden waren sich darin einig, dass nach wie vor großer Reformbedarf im Gesundheitswesen bestehe. Eine gute ärztliche Versorgung vor Ort stellt insbesondere auch aus Sicht der Wirtschaft einen gewichtigen weichen Standortfaktor dar. Deshalb werden die Unternehmer und Unternehmerinnen diese Thematik bei ihren Kontakten in den politischen Raum ebenfalls ansprechen.

Text und Bild: Claus Hegewaldt /SIHK zu Hagen